Sogenannte "Online-Farbberatungen" sind Angebote von Farbberaterinnen bzw. Farbberatern, die allein über deren Homepage, per E-Mail und bestenfalls ergänzend per Telefon umgesetzt werden. Die unmittelbaren Methoden einer klassischen Farbberatung werden dabei nicht eingesetzt, vielmehr orientiert sich die Beratung an Aussagen und Bilddaten der ratsuchenden Person.

In extremen Fällen basiert die Online-Farbberatung auf einer rein datenbankbezogenen Abfrage im Internet, bei der die Kundin / der Kunde ohne Kontakt zu einer beratenden Person nach Angabe aller Daten per Knopfdruck eine entsprechende Auswertung erhält.

Der Ablauf einer Online-Farbberatung

Üblicherweise wird die betreffende Person zuerst gebeten, der Farbberaterin / dem Farbberater ein Portraitfoto zur Verfügung zu stellen und einen Fragenkatalog zum eigenen Aussehen zu beantworten. Diese Daten werden von der Farbberaterin ausgewertet und nach einem verallgemeinerten Raster einem der vier Jahreszeiten-Farbtypen zugeordnet. Ausgehend von dieser Festlegung erhält die Kundin / der Kunde per E-Mail Erläuterungen, welche Farben dem jeweiligen Farbtypen entsprechen sowie etwaige weitere Informationen, wie z.B. zu Farbkombinationen oder zum Einsatz Komplementärfarben.

In einigen Fällen werden Teile des E-Mail Kontakts durch telefonische Beratungsleistungen ersetzt, mitunter aber nur unter Hinzubuchung eines weiteren Angebotsmoduls.

Die Stärken der Online-Farbberatung

Aufgrund des reduzierten Beratungsumfangs und der räumlichen Unabhängigkeit fallen die Angebotspreise i.d.R. deutlich niedriger aus, als bei klassischen Angeboten. Dies können insbesondere Kunden nutzen, die bereits eine grundlegende Farbberatung erhalten hatten und nun ihr Wissen zum ursprünglich festgelegten Farbtypen von dritter Seite bestätigen und zugleich auffrischen möchten.

Die Schwächen der Online-Farbberatung

Bei dieser Form der Farbberatung überwiegen die Schwächen, so dass selbst erfahrene Anbieter die Beratungsqualität nicht sicherstellen können.

Kognitive Probleme

Die Beratung eines Menschen zu einem "Ich-bezogenen" Thema ist anhand reiner Text und Bilddaten nicht vollständig möglich. Gerade die ganzheitliche Wahrnehmung des / der Ratsuchenden durch eine unabhängige andere Person ist bei einer ordentlichen Farbberatung unabdingbar und erfordert daher eine persönliche Vorstellung.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beratungsdauer in Verbindung mit der Selbsterkenntnis. Eine Farbberatung "am Menschen" dauert üblicherweise zwischen 60 und 90 Minuten. In dieser Zeit erfährt die Kundin / der Kunde die einzelnen Beratungsschritte und ist in der Lage jeweils seine eigenen Ansichten einzubringen bzw. in gewissem Maße die Beratungsinhalte zu steuern. Die Anwendung der Analysetücher und deren Auswirkungen auf Teint und Schatten fördert zudem die Interaktion zwischen den Beratungspartnern.

Diese Form von "ungeschminkter" Reflektion, Selbstreflektion, Einflussnahme und Erkenntnis ist auf anderem Wege nicht realisierbar, auch nicht am Telefon und auf dem Weg der Selbstanalyse vor dem heimischen Spiegel. Aus gutem Grunde benötigen Farbberaterinnen / Farbberater ein spezielles Arbeitsumfeld und spezielle Arbeitsinstrumente.

Technische Probleme

Den größten Informationsanteil liefern die jeweils zur Verfügung gestellten Fotos. Handelt es sich um einen normalen fotoreprografischen Abzug auf Papier liegen noch die besten Voraussetzungen vor, aber auch dabei kann es zu falschen Annahmen kommen. Selbst wenn der Fotograf - wie im Zeitalter der digitalen Fotografie durchaus üblich - keine Retusche vorgenommen hat, können aufgrund von besonderer Beleuchtung, farbigen Hintergründen etc. Verfälschungen entstehen, die die Beraterin / den Berater somit mit unzutreffenden Basisdaten ausstatten. Häufig kann man anhand eines bloßen Fotos auch nicht erkennen, welche Veränderungen ggf. am Äußeren vorgenommen wurden (z.B. Haartönung oder Make-up).

Besonders problematisch sind Fotos, die per E-Mail zugestellt oder die als digitaler-Ausdruck vorgelegt werden. Sowohl bei Bildern, die auf einem Monitor abgebildet werden, als auch Ausdrucke eines Farb-Tintenstrahl- oder eines Farblaser-Druckers sind als Ausgangsmaterial schlicht unbrauchbar. Der Grund liegt nicht nur in den unterschiedlichen Modi und Farbräumen, mit denen die Farbinformationen übertragen und reproduziert werden (RGB-Farbraum bzw. CMYK-Farbraum), sondern auch an der Qualität des jeweiligen Ausgabegeräts und den vorgenommenen Geräteeinstellungen. Abbildung und Wirklichkeit gehen dabei grundsätzlich auseinander.

Bewertung von Online-Farbberatungen

Online-Farbberatungen sind - wenn überhaupt - nur für einen kleinen Teil von Ratsuchenden geeignet. Die Beratungsqualität ist dabei an Sekundärinfomationen gebunden, die sowohl technisch, als auch kognitiv nicht für diese Art von Beratungsleistung geeignet sind.

Menschen mit dem Bedürfnis nach einer Farbberatung suchen nach Möglichkeiten, sich selbst vorteilhaft und in angenehmer und vitaler Form zu präsentieren. Eine mit derart starken Mängeln behaftete Beratungsleistung kann hier unter Umständen zum genau entgegengesetzten Ergebnis führen.

Meine Empfehlung

Informieren Sie sich über die in Ihrer Nähe ansässigen Farbberaterinnen und Farbberater. Im Normalfall wird das etwas Mehr an Preis durch viel umfangreichere Beratungsinhalte und eine deutlich höhere Beratungsqualität mehr als nur wettgemacht. Im Übrigen bieten viele Beraterinnen und Berater auch günstige Kombiangebote, z.B. Farbberatung und Stilberatung oder Kleiderschrankinventur an.